Ein Tier auf zwei Beinen

da war einmal ein kleines tier, das stand auf zwei beinen, hatte einen langen schwanz und lange haare, die im wind wallten. eines tages bemerkte sie, daß sie unruhig wurde. das heißt, vielmehr merkte sie, daß sie unruhig war und sie wußte gar nicht mehr so recht, wann das alles begonnen hatte. immer wieder strauchelte es sie, und ihre beine trugen sie kaum, und im kopf war ihr ganz schummrig.

sie machte sich viele gedanken, doch das half alles nichts. bis sie eines morgens am horizont die sonne aufgehen sah. just als der boden erbebte.

da erkannte sie, daß nicht sie es war, die so wackelig unterwegs war. es war der boden, auf dem sie stand. die sonne am horizont blieb am selben fleck, doch der boden unter ihr bewegte sich hin und her.

und wie sie so auf ihre beine sah, stolperte sie beinah. doch sie blickte wieder auf, sah zur sonne, ließ ihre wärme hinein, ließ die müden glieder munter werden, fühlte die musik ihres herzens, und die beine gingen wie von selbst mit dem beben mit. anfangs brauchte das etwas übung, doch die war schnell gefunden.

und schon bald tanzte sie vor freude, wenn sich der boden begann zu bewegen, der sie nun nicht mehr aus der fassung bringen sollte. damit war’s gut leben. dennoch, die beine wurden irgendwann müde, und auch wenn es schon lange her war, sie erinnerte sich, dachte, die böden konnten doch auch ruhig sein. sie war sich gar nicht mehr so ganz sicher, ob sie’s je gewesen waren, so sehr lernte sie, mit ihnen zu leben und sich an ihnen zu erfreuen. und es war schon viel zeit vergangen, als sie eines tages tanzend und laufend auf bebendem boden an einen großen see geriet.